Die Geschichte unserer IT – oder: Wie Steve Jobs und eine 90.000 DM Fehlinvestition uns zur perfekten IT verhalfen

Die Geschichte unserer IT – oder: Wie Steve Jobs und eine 90.000 DM Fehlinvestition uns zur perfekten IT verhalfen

Schiltach 1987, Michael Buzzi (MB) schmeißt sein Theologie-Studium zu Gunsten des Familienbetriebs und beginnt nach einem Jahr Zivildienst sein Studium zum Dipl.Ing. in Elektronik und Informatik.

Mit dieser Entscheidung beginnt die Geschichte unserer Buzzi-IT – zu 100% selbstprogrammiert und bis heute der Core unseres Unternehmens und all unserer Prozesse.
Extrem einfach zu bedienen und schnell zu programmieren. Das unterscheidet uns von den meisten Mittelständlern, macht uns agil und unbürokratisch.

Das besondere: Programmiert in Standard-C, dialogbasiert im Terminal, läuft die IT seit 1993 im Grundprinzip unverändert.
Viele proprietäre Technologien sind gekommen und gegangen, oder kann sich jemand noch an IBM's mittlere Datentechnik erinnern?
Dank Open-Source-Fokus und einer wegweisenden Entscheidung zur Jahrtausendwende von Steve Jobs, ist unsere IT heute so aktuell wie nie.

Sohn Benedikt, auch 1993 geboren, hat die IT inzwischen federführend übernommen.

Hier erzählen wir die Geschichte – geschrieben für alle IT-Nerds, ohne Rücksicht auf Nicht-Informatiker. Aber auch die Bilder sprechen für sich.

Michael Buzzi schreibt seine Diplom-Arbeit auf einem Macintosh

 

Schon als Jugendlicher repariert MB Waschmaschinen, baut Radios, wird Amateurfunker.

1980 bestellt er für die kleine Firma direkt aus den USA seinen ersten Apple ll (siehe Titelbild). Der kommt mit 48KB RAM, einem Pack Bedienungsanleitungen und Schaltplänen. MB lötet eigene Drucker-Treiber-Karten für das 8-Bit-Apple-Bus-System.

Das erste Programm, noch in Apple-Soft-Basic geschrieben: Lieferscheine schreiben und drucken. Die Rechnung für den Lieferschein kommt automatisch auch mit raus. In Zeiten von Lieferschein-Blöcken mit Pauspapier eine massive Erleichterung.

Mit der 80-Zeichen-Karte (statt 40 pro Zeile) versucht MB Mitte der 80er die User Interfaces von professionellen Systemen (mittlere Datentechnik) nachzuahmen. Doch er merkt, dass er zu 90% Masken programmiert und nur 10% seiner Zeit in Business-Logik umsetzt.

1989 findet er neue Inspiration an der Uni und beschließt: Weg mit den Masken, zurück zu einfachen Dialog-Programmen, nun geschrieben in Kyan Pascal.
Bis heute sind diese einfachen Frage-Antwort-Spiele die Basis unserer IT. Extrem einfach zu programmieren – für den Nutzer selbsterklärend.

Auch 1991 noch im Einsatz: Apple II mit Disk-Drives und Drucker. Der Monitor zeigt ein laufendes Messprogramm.

 

1991 folgt die wohl wichtigste Fehl-Investitionen unserer Firmengeschichte.

Für 90.000 DM wird das 3D-CAM-System Duct angeschafft. Damals revolutionär, weil es die Technologie erstmals auf einem Standalone-Rechner verfügbar macht. In unserem Fall eine Cyber 910-400 Workstation mit dem UNIX-basierten Betriebssystem IRIX Version 3.3.2.

Der im Foto dargestellte Eiskratzer, sollte jedoch das einzige Teil bleiben, was wir jemals mit dem System entwickelt haben. Zu kompliziert, zu limitiert ist das System damals eben doch noch.

Drehbares 3D-Drahtmodell eines Eiskratzers auf unserem ersten 3D-CAM-System Duct.

 

Für MB jedoch ein absoluter Glücksfall, denn mit IRIX bekommt er einen C-Compiler.
C ist schon länger die innovativste Programmiersprache, die Compiler jedoch unbezahlbar. MB programmiert aus reinem Interesse davor in C mit Stift und Papier, nun endlich auch an der Tastatur.

Die Kyan-Pascal Programme lassen sich recht einfach nach C portieren. Die Cyber-910 wird zu unserem IT-Server – mit wunderbar überdimensionierter Prozessor- und Grafikleistung.

Und zu unserem Glück feiert auch das UNIX-Prinzip 1991 seinen Durchbruch: Linux macht das Prinzip Open-Source und powert heute unzählbare Server, IoT-Geräte, das iPhone und auch jedes Android-Smartphone.

Cyber 910-400 Workstation: Wurde vom CAM-Rechner zu unserem ersten UNIX-Server umfunktioniert

 

Ende der 90er Jahre sind acht Macintosh Classics (eine günstige Version des 1984er-Macintosh) als Bedien-Terminals via einzelnen seriellen Leitungen mit dem Server verbunden.

Auch für die Messschieber legt MB extra Leitungen und ermöglicht so automatische Eingabe der Messdaten direkt an der Macintosh-Messstation. Alle seriellen Ports der Cyber-Workstation sind damit belegt.

Am 01.01.2000 fährt MB gespannt seine Workstation hoch. Alles funktioniert, unsere IT läuft im neuen Jahrtausend problemlos weiter.

Unsere langjährige Mitarbeiterin Ingrid Haberer arbeitet 1995 mit unserem Messprogramm. Macintosh und Messschieber sind jeweils mit einer seriellen Leitung mit der Server-Workstation verbunden.

 

Die Rückkehr von Steve Jobs zu Apple verhilft uns schließlich zur perfekten IT-Infrastruktur, denn 1998 bringt er den wunderbaren „Bondi Blue“ iMac auf den Markt. Via Ethernet lassen sich beliebig viele iMacs miteinander vernetzen.

Außerdem bringt er das innovative UNIX-basierte Betriebssystem NexTSTEP mit zu Apple. Das bildet die Basis für die erste Version von MacOS X im Jahr 2001 – Steve Jobs hat den Mac mit UNIX verheiratet. Besser hätte es für die Buzzi-IT kaum laufen können.

Erste Versuche von MB im Jahr 2001 zeigen: Unsere IT lässt sich in der UNIX-Befehlszeile von MacOS X (Terminal) problemlos kompilieren und ausführen. Die erste Version 10.0 (Cheetah) ist jedoch kaum benutzbar, das UI viel zu langsam. Erst Version 10.3 (Panther) läuft zuverlässig und flüssig.

Weihnachten 2002 stellt MB schließlich von der IRIX Workstation auf MacOS X um. Ab jetzt kommen nur noch Macs zum Einsatz. Ein Mac-Server lässt sich via Ethernet und SSH mit beliebig vielen Mac-Clients vernetzen.

In Verknüpfung mit dem Dateisystem von MacOS X funktioniert auch Dokumenten-Management nun voll integriert.

Bondi Blue iMac und Macintosh Classic stehen heute in unserem "Museum"

 

2007 besticht MB seinen Sohn Benedikt (BB). Nach Lektüre eines C-Buchs für Anfänger, bekommt der einen vollausgestatteten 24 Zoll iMac, der sich (für Apple-Verhältnisse) auch zum Zocken ganz gut eignet.

Seither packt auch BB das Programmier-Fieber. Früh lernt er, dass Programme nur richtig Anwendung finden, wenn die Entwicklung eng mit den Mitarbeitern und Nutzern abgestimmt ist.

BB studiert Wirtschaftsinformatik und kann viel Gelerntes aus Studium und Praktika direkt in die eigene IT einfließen lassen. Einer der größten Fortschritte ist ab 2015 die Nutzung von Git zur Versionsverwaltung des Source Codes.

Benedikt Buzzi hat die IT jetzt federführend übernommen. Der neue M4 Mac Mini ist die perfekte Maschine für unsere IT.

 

Mit Apple Silicon kommt 2020 der nächste Volltreffer für die Buzzi-IT.
Unsere C-Programme lassen sich problemlos nativ kompilieren und BB stellt den Server schon ein Jahr später auf einen Mac Mini mit M1-Prozessor um. Die Zukunftsfähigkeit unserer IT ist damit gesichert. 
Die neuen Macbook Airs und Mac Minis sind die perfekten Maschinen für unsere Mitarbeiter – Buzzi ist bald fully powered by Apple Silicon. Wir sind jeden Tag froh, dass wir mit Macs arbeiten.

BB steigt 2024 voll ins Familienunternehmen ein und investiert seit dem vor allem in die IT-Sicherheit und Integration der IT mit modernen Open-Source-Tools. Mit Hilfe von Ansible ist unsere gesamte IT, User- und Geräteverwaltung nun in Infrastructure-As-Code abgebildet und kann in kürzester Zeit auf neuer Hardware installiert werden. Auf Basis von Git nutzen wir mit unserem neuen Projekt-Management-System die Paradigmen der Softwareentwicklung im gesamten Betrieb.

Das ein oder andere Programm läuft noch fast unverändert zu 1993. Prozess um Prozess, Programm um Programm wird nun frisch gedacht, noch digitaler gestaltet und neu implementiert.

Und 2026 werden wir einige mobile Use-Cases zum ersten mal wieder mit graphischen Oberflächen auf iPads umsetzen. Die einfache iOS-Programmierung mit Swift-UI macht’s inzwischen möglich.

So sieht unsere IT im Jahr 2025 aus: Dialog zum Erstellen eines Projekts in unserem neuen PM-System

 

PS: Mit ChatGPT ist das Dialog-Interface wieder voll im Kommen. KI-Funktionen wollen wir  bald nahtlos in unsere Dialog-Programme einbinden, ganz ohne Kontext-Switch für den User. Mal schauen, ob die KI dann in der Cloud läuft oder auf einem Mac Mini mit M3-Ultra… Aber eins nach dem anderen.


 


Benedikt Buzzi
Autor
Benedikt Buzzi, Leiter Digitales & IT
LinkedIn LinkedIn benedikt.buzzi@buzzi.de
Seit 2007 in der IT dabei, 2024 dann voll eingestiegen. Meine Hauptaufgabe ist es, den Familienbetrieb ein bisschen durcheinander zu bringen, neue Impulse zu setzen und alles noch digitaler zu machen.
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