Kapitel 1: Unsere Gründungsgeschichte

Kapitel 1: Unsere Gründungsgeschichte

Anlässlich unseres 50-jährigen Jubiläums werfen wir einen Blick zurück auf unsere Geschichte. Die Gründung der Kunststofftechnik Buzzi folgt dem Ruf der Innovation. Was war vor 50 Jahren innovativ?

Schiltach, 1950er Jahre, Günter Buzzi absolviert seine Lehre und Meisterprüfung als Werkzeugmacher bei Hans Grohe. Im Betriebsalltag setzt er immer wieder eigene Ideen zur Optimierung von Arbeitsprozessen und Bauweisen um. Die Änderungen kommen gut an, weshalb er bald auch offiziell Entwicklungsprojekte zugewiesen bekommt.

Meisterbrief von Günter Buzzi

Werkzeugmachermeister Günter Buzzi, 8. April 1960

 

Eine Neuerung, die er einbringen möchte, ist der Einsatz von Kunststoffspritzguss.  Zu jener Zeit werden Duschbrausen aus Messing, Kupfer, Zinklegierungen und verchromtem Stahl hergestellt. Ganz neue Möglichkeiten würden sich auftun, denn das neue Material ist preiswert in der Produktion, leicht und resistent. Seine Ideen werden angenommen, einige Entscheidungsträger glauben jedoch nicht an den Kunststoffspritzguss und stellen ihm nur geringe Mittel zur Verfügung. Er arbeitet provisorisch mit den Möglichkeiten, die er hat.

Mit dem Entry Model von Arburg, einer „C4B“ Maschine, startet er mit der Produktion von Kunststoffteilen. Ein Deckelteil aus Messing produziert er ab jetzt aus Kunststoff gemischt mit Messingpulver und senkt die Produktionskosten von einer Mark auf fünf Pfennig. Die Halterung der Unica-Duschstange spritzt er mit Kunststoff aus und verhindert so die alltäglichen Kratzer an der verchromten Stange. Da nur wenige Maschinen für hohe Stückzahlen zur Verfügung stehen, baut er das Werkzeug so um, dass das Belegen der Maschine nur noch halb so lange dauert. Dank seiner Innovationskraft wird GB schließlich Entwicklungsleiter bei Hans Grohe, später Hansgrohe.

Glanzstück seiner Angestellten-Karriere ist die Entwicklung der Handbrause Selecta mit zwei verstellbaren Strahlarten. Ursprünglich für den amerikanischen Markt gedacht – dort gibt es bereits verstellbare Kopfbrausen, jedoch keine Handbrausen – wird sie nach Markteinführung in Europa zum weltweiten Verkaufsschlager. GB setzt dickes Plexiglas (Acryl) für die Gestaltung von Brausegriff und -kopf ein. Diese transparenten Elemente unterlegt er mit Chrom, was der Selecta ihren hochwertigen Look verleiht. Etwa zwei Jahre entwickelt er mit seinem Team Design und Funktion, bevor die ikonische Handbrause 1968 auf den Markt kommt.

Mit der Zeit produziert GB nebenbei in selbständiger Tätigkeit auch für eigene Kunden. In der Garage seines Schwagers entsteht eine erste gemeinsame Firma. Nach Feierabend fährt GB zu den Werkzeugbauern und rüstet danach noch selbst Spritzgusswerkzeuge auf den Maschinen. „Ich schaff gern, aber nur frei“, sagt GB über die vielen Extrastunden Arbeit. Das klingt bereits nach dem Ruf der Selbstständigkeit.

Einige der ersten Buzzi-Spritzgussteile aus selbständiger Tätigkeit

 

Karl Hehl, Gründersohn Arburg, schenkt GB Ende der 60er Jahre eine ausrangierte Prototyp-Maschine, mit der er neue Ideen verwirklichen kann. Mit ihr zieht er in Räumlichkeiten eines befreundeten Unternehmers in Lauterbach und produziert dort weiterhin nebenberuflich. Auf der Maschine spritzt GB lange Kunststoffgriffe, sie läuft Tag und Nacht. Der hydraulische Arburg A300-Prototyp, erstmals mit 300mm Aufspannmaß, aber noch mit einem A200 Spritzaggregat, wird zum Symbol unserer Gründungsgeschichte.

Ab 1975 geht GB den Weg der Innovation solo und firmiert unter eigenem Namen „Günter Buzzi Technische Kunststoffteile“ im Keller des Wohnhauses am Häberlesberg in Schiltach. Da zu wenig Platz für die erste Maschine ist, wird kurzerhand ein Loch in die Wand geschlagen. Das Wasserbecken zur Kühlung der Maschinen existiert bis heute. Tochter Barbara, Sohn Michael und Katze „Bisole“ sind von Beginn an mit dabei. Frau Brunhilde ist lange Inhaberin der Firma. Der heutige Name „Kunststofftechnik Buzzi“ entsteht mit der GmbH-Gründung 1993.

Home Office 1980

 

Mit der Röhm GmbH aus Darmstadt kann ein erster großer Kunde gewonnen werden, GB schwärmt noch heute von deren zuvorkommender Unternehmenskultur. Mit Junkers, heute Bosch, folgt Kunde Nummer zwei. Den Artikel „Drucktaste blau“ mit unserer Artikelnummer #0085 stellen wir baugleich, mit unterschiedlicher Bedruckung, seit ca. 1980 bis heute her.

Übersicht der Junkers-Werkzeuge von 1975 bis 1978 aus einem Werkzeug-Leihvertrag

 

Bis 1986 ist GB noch bei Hansgrohe beschäftigt. Tagsüber bedienen seine ersten Mitarbeiter*innen im Keller am Häberlesberg die Maschinen und abends baut GB zuhause die Werkzeuge um. Er pendelt  auf kürzestem Weg über die Bahngleise zwischen eigener Firma und Hansgrohe – bis ihm die Deutsche Bahn ein Mahnschreiben schickt. Ab 1986 widmet er sich schließlich voll und ganz der eigenen Firma und der ehemalige Arbeitgeber wird zum Hauptkunden.

Bis heute in der dritten Unternehmensgeneration spüren wir unsere tiefe Verwurzelung mit Hansgrohe. Für die großartige Zusammenarbeit und das entgegengebrachte Vertrauen sind wir sehr dankbar.

50 Jahre nach Gründung bleibt der Kunststoffspritzguss unser Hauptgeschäft. Mit frischen Projekten und der Suche nach innovativen Lösungen stehen wir trotzdem regelmäßig vor neuen Kapiteln. An die wagen wir uns gerne, wie auch GB 1975.

 



Franziska Buzzi
Autorin
Franziska Buzzi
LinkedIn LinkedIn franziska.buzzi@buzzi.de
Aufgewachsen zwischen Maschinen und Teilen und heute eher von weitem und zu Besuch im Betrieb. Die Welt hat mich zwar weggeholt, aber wie gerne schalte ich mich dazu und höre von den aktuellsten Projekten. Vor allem mit Philipp am Telefon stehen plötzlich alle daneben und halten mich auf dem Laufenden.
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